Berlin, 29.07.2022

Zusammenfassung: Der Verband Kerntechnik Deutschland e.V. (KernD) unterstützt die zunehmenden Forderungen nach einem Weiterbetrieb von Kernkraftwerken in der Krisensituation und möchte in der aktuellen Diskussion darauf hinweisen, dass ein reiner Streckbetrieb mit den in den Reaktoren vorhandenen Brennelementen über das Jahresende 2022 hinaus jetzt nur noch wenig Sinn ergibt. Ohne die von KernD schon länger angeratene Bestellung neuer Brennelemente ist nur ein zeitlich eng begrenzter Beitrag zur Stromversorgung möglich. Nach fast 5 Monaten der Diskussionen ohne ein entsprechendes politisches Signal haben die Betreiber die Anlagen auf hoher Last gefahren, wie dies auch der Bundeskanzler gefordert hatte. Nun ist der „Tank bald leer“ und nur noch mit Nachladung frischer Brennelemente kann in der voraussichtlich noch länger andauernden Krisensituation nennenswerte Hilfe geleistet werden. Die Politik sollte endlich handeln und dafür die Weichen möglichst sofort stellen.

Im Einzelnen: In der aktuellen Diskussion über einen krisenbedingten Weiterbetrieb von Kernkraftwerken wurde in den vergangenen Tagen oft auf einen Weiterbetrieb im kommenden Jahr für nur noch wenige Monate abgestellt. Dieser soll ausschließlich unter Nutzung der nach dem 31.12.2022 in den Anlagen noch zur Verfügung stehenden Brennstoffreserven und ohne eine erneute Versorgung mit frischen Brennelementen erfolgen.

Kerntechnik Deutschland stellt dazu fest, dass ein reiner Streckbetrieb zwar in einigen kritischen Monaten noch einen Beitrag leisten kann, aber insgesamt nur ein mittelfristiger Weiterbetrieb mit neuer Brennstoffbeladung sinnvoll ist. Damit die Beschaffung frischer Brennelemente bis zum kommenden Sommer 2023 erfolgen kann, müssten seitens der Politik nun umgehend Entscheidungen getroffen werden, die es erlauben diesen Prozess in Gang zu setzen. Ohne die nun rasche Bestellung von neuem Brennstoff wäre ein Weiterbetrieb auf nur noch wenige Wochen beschränkt. Ein unterbrechungsfreier Weiterbetrieb im kommenden Jahr mit frischen Brennelementen ist im Übrigen schon jetzt nicht mehr möglich.

Auch hatte der Bundeskanzler die Betreiber der Kernkraftwerke aufgefordert, die Anlagen zur Reduzierung des Gasverbrauchs in diesem Jahr möglichst intensiv zu nutzen, also gleichsam den „Tank“ so leer wie möglich zu fahren. Damit wird der mögliche Ersatz von Gasstromerzeugung durch Kernenergie im kommenden Jahr noch weiter reduziert, als schon alleine nur durch eine Verweigerung neuen Brennstoffs.

Mit einem nur minimalen Weiterbetrieb ist auch keine dämpfende Wirkung auf den hohen Strompreis zu erwarten wie bei einem mittelfristigen Weiterbetrieb kostengünstiger, bestehender Kernkraftwerke. Damit würde ein weiterer wichtiger Nutzen des Weiterbetriebs für die Stromverbraucher verspielt. Und der Beitrag zur CO2-Vermeidung durch verringerte Einsatzzeiten der Kohlekraftwerke wäre bei nur wenigen Monaten Betrieb auch nur gering.

Es ist aktuell davon auszugehen, dass die Energieversorgungskrise noch mehrere Jahre andauern wird – und in dieser unsicheren Zeit könnten die Kernkraftwerke mit frischen Brennelementen noch einen deutlichen Beitrag zur Versorgungssicherheit, zum Klimaschutz und zur Kostendämpfung leisten. Wenn es also wie jetzt um jede Kilowattstunde geht, sollte man die jährlich rund 11 Milliarden Kilowattstunden Strom pro Kernkraftwerk, die für Deutschland noch bereitgestellt werden könnten, nicht einfach ignorieren.

Daher sollten umgehend alle politisch notwendigen Maßnahmen in Gang gesetzt werden, um die Brennstoffversorgung der dafür noch in Frage kommenden deutschen Kernkraftwerke zu ermöglichen. Dies würde der Verband im Sinne der Gewährleistung der Versorgungssicherheit für die Bevölkerung in der aktuell angespannten Situation sehr begrüßen.

Pressekontakt:

Nicolas Wendler

Tel.: +49 172 237 91 84

E-Mail: presse@kernd.de

Weiterbetrieb von Kernkraftwerken: Politische Entscheidung dringlich

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